Bitte zu Tisch

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Gemeinsame Mahlzeiten sind der Inbegriff einer intakten Familie.
Tischszenen stehen für so vieles – in ihnen spiegeln sich Werte, Herkunft und Zusammengehörigkeit.
Das galt für die bäuerliche Familie vor 200 Jahren ebenso wie für Familien von heute. Damals hörte der Bauer vom Knecht, wie viel Milch die Kühe geben. Heute bekommen die Eltern bei Tisch mit, mit wem das Kind auf dem Pausenhof gespielt oder gestritten hat. Dieser Austausch von Erfahrungen und Erlebnissen ist der Kern dessen, was die Familie zusammenhält, bestätigen Ernährungspsychologen.


Routinen sind wichtig
Während früher das Mittagessen die wichtigste Familienmahlzeit war, ist es heute, laut Umfragen, das Abendessen.
Wann man isst, ist irrelevant. Man muss nicht einmal jeden Tag gemeinsam essen, wichtig sei vor allem eine gewisse Regelmäßigkeit.
Viele Studien bestätigen die Aussage: Wenn Familien in einem festen Rhythmus gemeinsam essen, profitiert die körperliche und mentale Gesundheit der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen sehr davon.


Positive Langzeiteffekte
Wenn Kinder und Eltern regelmäßig zusammen essen, ernähren sich alle gesünder. Dieser Effekt hält auch auf Dauer an.
Junge Erwachsene, die als Kinder häufiger mit ihren Eltern aßen, essen gesünder als ihre Altersgenossen. Sie nehmen beispielsweise weniger Softdrinks zu sich, essen mehr Obst und Gemüse und entwickeln seltener Übergewicht. Diese Vorteile lassen sich durch die Vorbildfunktion der Eltern und Gewohnheit erklären.
Überraschender ist, dass Kinder, die häufiger gemeinsam mit ihren Eltern essen, seltener Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie entwickeln. Sogar das Risiko für Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum ist geringer als bei jungen Erwachsenen, die als Kinder nur selten zu Hause mit der Familie speisten.
Andere Erhebungen zeigen, dass Kinder, die häufiger mit ihren Familien den Esstisch teilten, bessere Bewältigungsstrategien für fordernde Situationen entwickelten und besser mit den Eltern kommunizierten, wenn sie in die Pubertät kamen.


Wenn die Atmosphäre nicht stimmt
Auch die amerikanische Soziologin Ann Meier stellte positive Langzeiteffekte durch gemeinsame Mahlzeiten fest.
Allerdings mit einer großen Einschränkung: Wenn die Atmosphäre am Tisch nicht stimmt, wenn die Jugendlichen sich ständig bevormundet oder kritisiert fühlen, nutzt das beste Essensritual nichts.
„Bei einer schwachen Eltern-Kind-Beziehung sind Familienmahlzeiten kaum von Nutzen“, erklärt Meier. Denn ohne das Gefühl von Gemeinschaft und Wertschätzung bringt das Ritual offensichtlich wenig.


Doch was macht die gute Atmosphäre am Esstisch aus?
Es gehe dabei nicht um den gelegentlichen Streit oder eine unrelevante Diskussion. Vielmehr ist die Basis des Erfolgs das Zusammengehörigkeitsgefühl. Gemeinsame Mahlzeiten sind eine gemeinsame Aufgabe. Die beste Atmosphäre entsteht, wenn sich alle für das Gelingen des Rituals verantwortlich fühlen.


Der Esstisch ist kein Kampfplatz
Die Eltern sollten darauf achten, dass der Esstisch nicht zum Kampfplatz wird. Wenn es um grundlegende Probleme geht, wie die schulischen Leistungen des Kindes oder wenn der Konflikt zwischen einem Kind und einem Elternteil hochkocht, sollten die Eltern sich dafür extra Zeit nehmen.
Auch Diskussionen und Konflikte der Eltern gehören nicht an den gemeinsamen Esstisch.


Ein Anker für die Pausenkultur
Partizipation ist auch das Ziel, wenn es darum geht, das Essen auf den Tisch zu bringen.
Schon die ganz Kleinen bekommen etwas vom Essen der Großen, auch wenn sie selbst eigentlich noch Brei essen.
Traditionell strukturieren Mahlzeiten den Tag, auch im Job.
Wir arbeiten nach Magenzeit: Frühstück, Mittagspause, Abendessen – und dann Feierabend. In der heutigen Zeit ist das gemeinsame Essen daher auch ein guter Anker, um eine Tagesstruktur und Pausenkultur zu pflegen – und seinen Kindern mitzugeben.


Den Überfluss wertschätzen
Zusammen zu essen ist auch eine Wertschätzung für den Überfluss und die relative Sicherheit, in der wir heute leben.
Die gemeinsame Mahlzeit insofern auch ein wichtiger Ort der Herzensbildung. Rund um das Essen vermitteln sich eigentlich alle Werte.
Und Eltern, die mit ihren Kindern gemeinsam Mahlzeiten vorbereiten, zubereiten und in Ruhe verspeisen, haben schon viel getan, um ihnen das nötige Rüstzeug für das Leben mitzugeben.


Ein erfolgreicher Weg zu gelingenden Beziehungen
Auch die Wissenschaft der Positiven Psychologie bestätigt die gemeinsamen Familienessen, als einen guten Weg für gelingende positive Beziehungen zwischen Eltern und Kind.

 

Quelle: Psychologie heute, Positive Psychologie