Die Gefühlsausstrahler



Wir alle durchlaufen im Laufe eines Tages eine ganze Palette von Emotionen – von wütend oder enttäuscht bis zufrieden oder glücklich.

Jeder Mensch hat Stimmungsschwankungen. Aber für gewöhnlich kehren wir immer wieder zu unserem individuellen emotionalen Normalpegel zurück. Einige Leute zum Beispiel sind in ihrer Grundstimmung entspannter als andere, egal was sie gerade an Ärgerlichem oder Aufmunterndem erleben. Andere hingegen fühlen sich im Normalzustand ängstlicher als die meisten.

Menschen sind emotional an­steckend. Wir alle beeinflussen wechselseitig unsere Stimmung und unser Befinden, und manche Personen haben ein besonderes Talent dafür. Wahrscheinlich kennst du das aus eigener Anschauung und stoßt etwa an deinem Arbeitsplatz auf Menschen, die mit ihrer Art und Ausstrahlung andere eher aufbauen oder herunterziehen.


Emotionale Ansteckung
Doch die Sache ist deshalb komplizierter, weil Menschen nun mal in ständigem emotionalem Austausch leben.
Die Grundstimmung eines Menschen wird also auch von der Stimmung jener Personen beeinflusst, mit denen er in Kontakt steht. Diesen Prozess nennen Psychologen „emotionale Ansteckung“.

Emotionen, Gefühle, Stimmungen bergen eine Art „Energie“, ein psychisch-körperliches Erregungspotenzial. Und diese Energie ist ansteckend.
Unser Gehirn liest Emotionen bei anderen automatisch – auch unter Mithilfe der sogenannten Spiegelneuronen. Ständig infizieren wir unsere Mitmenschen mit unserer augenblicklichen Stimmung. Habe ich mich im Büro gerade tierisch über einen Kunden geärgert, kann mein momentaner Ärger sofort auf die Kollegen abfärben: Ich „verbreite schlechte Stimmung“, wie man so treffend sagt.


Welche Emotionen sind besonders ansteckend?
Die negativen Emotionen nehmen wir stärker wahr als die positiven Emotionen. Je negativer die Emotion, umso höher die übertragene Energie und desto größer die Reaktion darauf: Ein Mensch in Rage beispielsweise lässt nahezu keinen kalt.


Wie reagiert man mit Stil auf unfreundliche, aggressive oder pessimistisch denkende Menschen?
Diese 6 wertvollen Tipps verraten es dir:


1. Die „Deine schlechte Laune bleibt bei dir“-Technik

Der erste Schritt, um auf unfreundliche Menschen souverän und gelassen zu reagieren: sich klarzumachen, dass diese Unfreundlichkeit nichts mit einem selbst zu tun hat. Vielleicht hatte das Gegenüber am Morgen schon einen Beziehungsstreit. Oder Druck im Job. Vielleicht ist er total überfordert mit seinem Leben.
Sage zu dir selbst: „Du hast schlechte Laune, darum bleibt sie bei dir.“

Mein mentaler Tipp: Hilfreich bei diesen Selbstgesprächen ist auch, die betreffende Person bei seinem Vornamen oder Nachnamen zu benennen. zB. „Martin, du hast schlechte Laune, darum bleibt sie bei dir.“
So kannst du deutlich gelassener reagieren und fasst die Unfreundlichkeit nicht als Angriff auf dich auf.


2. Die „Hyper-höflich“-Technik
Den anderen anlächeln (wertschätzend, ohne Sarkasmus und Zynismus) und ohne jegliche Aggression antworten – das kann unglaublich entwaffnend sein. Denn je höflicher und positiver zu dir selbst bist, umso mehr verspürt das dein Umfeld und auch dein Gegenüber (Spiegelneuronen).

Dies funktioniert besonders gut in E-Mails. Wenn du eine unfreundliche E-Mail erhälst, zum Beispiel von einem Kunden, dann antworte bewusst höflich. In der Regel beruhigt sich der andere dann wieder. Denn mit jemanden, der auf einen Angriff nicht mit Gegenangriff reagiert, macht es keinen Spaß zu kämpfen.

Mein mentaler Tipp: Nutze die „emotionale Ansteckung“ im positiven Sinn und dreh den Spiess einfach um. 


3. Die „In Teilen recht geben“-Technik
Wenn dich jemand anblafft, dann sage einfach: „Du hast recht.“
Dein Gegenüber hat vermutlich nicht mit dieser Antwort gerechnet und ist verwirrt.

Natürlich musst du der Person nicht in allen Punkten recht geben. Suche nach einem Aspekt, dem du ehrlich zustimmen kannst. Dein Gegenüber wird voraussichtlich einen Gang zurückschalten. Denn er hat bemerkt, dass du ihm aktiv zuhörst, Interesse zeigst und dich nicht in einen Konflikt ziehen lassen möchtest.


4. Die „Emotion ansprechen“ -Technik
Nutze deine Empathie-Fähigkeit und versuche wahrzunehmen, welche Emotion du beim Gegenüber wahrnehmen kannst. Sprich die Person dann direkt darauf an: „Kann das sein, dass du gerade sehr wütend bist? Was genau versetzt dich denn so in Rage?“ 

Mein mentaler Tipp: Versuche diesen Satz so ruhig und zugewandt wie möglich über die Lippen zu bekommen.
Denn: Wenn du das Offensichtliche und momentan passende Gefühl dazu benennst, dann verändert das die Situation. Die andere Person fühlt sich gehört und wahrgenommen und hat dadurch die Möglichkeit sich selbst zu offenbaren.


5. Die „Einfach weitergehen“-Technik
Du musst nicht jeden Kampf kämpfen. Gerade in Situationen, wo Fremde einen anblaffen, ist es auch möglich, einfach weiterzugehen.
Lass den Ärger des anderen da, wo er hingehört: bei ihm oder ihr!


6. Die Neustart-Technik
Egal, wie sehr man sich Mühe gibt: Manchmal steigt man eben doch auf Unfreundlichkeiten ein. Vielleicht war man sogar selbst derjenige, der gestresst war und das Rumgemoser gestartet hat.

Mein mentaler Tipp: Dann nutze die alltagstaugliche Neustart-Technik und befreie dich von deinen negativen Emotionen: Einmal tief durchatmen, sich kneifen, die innere und äußere Haltung verändern und neu starten. Sage zum Beispiel: „Okay, die letzten 5 Minuten gingen in die falsche Richtung. Sollen wir beide nochmal von vorn anfangen?“ Die wenigsten Menschen werden dieses Angebot ausschlagen.


Ich wünsche dir gutes Gelingen beim Ausprobieren dieser Tipps und Tricks!

Nicole Burtscher
Akademischer Mentalcoach & Diplom-Lebensberaterin
Zertifizierte Supervisorin

 

Quelle: Auszüge aus Psychologie heute, N. Basel (Impulse Medien GmbH)